Noch vor der offiziellen Eröffnungsveranstaltung des diesjährigen Lesefestivals „Hanau liest ein Buch“ besuchte Fatma Aydemir am Vormittag des 13.9. die Otto-Hahn-Schule.
Während ein Großteil der Schulgemeinde zu einem allgemeinen Wandertag unterwegs war, versammelten sich die Klassen 10Rb und 10 Rc sowie die Tutoren-Kurse der Jahrgansstufen 11 und 12 im Brüder-Grimm-Forum, um die Berliner Buchautorin und Journalistin sowie ihren Roman „Dschinns“ kennenzulernen.
Schulleiterin Susan Stein begrüßte Fatma Aydemir und Dr. Esther Mikuszies, die Leiterin des Kulturforums sowie die anwesenden Schülerinnen und Schüler und ihre Lehrkräfte und dankte Dagmar Hofmann und Marianne Merle sowie Sandra Machill und Christine Wenger vom Bibliotheksteam für die Organisation und Durchführung der Veranstaltung.
Ob „Dschinns“ sich als Schullektüre eigne, will Dagmar Hofmann von Fatma Aydemir wissen. Diese findet, das könne sie nicht beantworten, gibt aber zu bedenken, dass Schullektüren oft wenig mit der Lebensrealität der Schülerinnen und Schüler zu tun hätten und berichtet, dass sie selbst erst nach Beendigung ihrer Schulzeit mit dem Lesen begonnen habe.
Nachdem Marianne Merle die Romanhandlung skizziert hat, liest Aydemir einen ersten Textabschnitt, in dem die Zuhörenden Hüseyin kennenlernen, den Familienvater, der sich nach jahrzehntelanger Arbeit in einer Metallfabrik in Deutschland den Traum einer Eigentumswohnung in Istanbul erfüllt, dann aber stirbt, kaum dass die Wohnung vollständig möbliert ist. Ein weiterer Textabschnitt erzählt von Sevda, der ältesten Tochter, die sich nach einem Brand in ihrem Haus in Salzhagen zutiefst verstört fühlt, die aber dem Hass der unentdeckten Täter, die den Brand vermutlich aus rassistischen Motiven zu verantworten haben, ihren Mut, Trotz und Überlebenswillen entgegenstellt. In einem dritten Textabschnitt geht es um Hakan, den ältesten Sohn der Familie Yilmaz, der sich im Auto auf den Weg nach Istanbul begibt, wo der Vater beerdigt werden soll.
Nach jedem Textabschnitt gab es Gelegenheit Fragen zu stellen, die die Schülerinnen und Schüler ausgiebig nutzten.
Ob die Geschichte auf Tatsachen beruhe, will Servan Mavigök aus der 10Rc wissen. Ja und nein, antwortet Aydemir. Es sei zwar ein Roman, aber sie habe im Vorfeld viel recherchiert, habe mit Menschen aus der Generation der so genannten Gastarbeiter gesprochen, und die Figur von Hüseyin sei tatsächlich an ihren eigenen Opa angelehnt.
Wie sie mit Schreibblockaden umgehe, fragt Eren Levent – ebenfalls aus der 10Rc, worauf die 38-jährige lacht: Die Schreibblockade sei eigentlich der Normalfall, an „Dschinns“ habe sie drei Jahre lang gearbeitet.
Ob sie beim Schreiben auch manchmal weinen müsse, erkundigt sich Nudem Agirman aus der 10Rb. Sie weine generell viel, gesteht Aydemir, sie sei nah am Wasser gebaut. Aber wenn die erste Fassung eines Romans fertig sei und es an die Überarbeitung ginge, müsse sie dann nicht mehr weinen, der Rest sei Technik.
Die Doppelstunde verging schnell, und nachdem Dagmar Hofmann und Marianne Merle sich bei Fatma Aydmir für den interessanten Besuch bedankt haben, war noch Zeit, ein Exemplar von „Dschinns“ zu kaufen und signieren zu lassen. Vier Exemplare ihres Debütromans „Ellbogen“ hat Aydemir mitgebracht und verteilte sie an interessierte Schülerinnen und Schüler.
Während noch Selfies mit der Autorin geschossen wurden, melden Eren, Ismail, Servan und Youness ihr Interesse an, in der bereits geplanten Verfilmung von „Dschinns“ als Schauspieler mitzuwirken. Aydemir machte ihnen Mut, schließlich seien die Darstellerinnen und Darsteller der Kinoversion von „Ellbogen“ ebenfalls an Schulen gecastet worden.